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Report

GLAMOUR
12. April 2005, Ausgabe 9, S. 72/73

„Seit meiner Intim-OP habe ich besseren Sex“
Immer mehr Frauen lassen – trotz Risiken – ihre Schamlippen verändern. Auch Bürokauffrau Julia, 31, wollte die perfekte Vagina

Julia aus Duisburg erzählt:
„Bei meiner ersten Intimrasur mit 26 hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass meine inneren Schamlippen zu lang sind. Bis auf einen schmalen Streifen auf dem Venushügel hatte ich alle Haare entfernt, weil ich in einer Frauenzeitschrift gelesen hatte, dass man dann die Berührungen beim Sex intensiver fühlt. Immer wenn ich mich fortan rasierte, dachte ich daran, dass es schöner wäre, wenn meine inneren Schamlippen nicht zu sehen wären. Auf die Idee, sie operativ verkürzen zu lassen, kam ich allerdings erst, als ich in einem US-Magazin las, dass in Amerika immer mehr Frauen genau solche Schönheits-OPs im Intimbereich durchführen lassen.

Also suchte ich im Internet nach einem Arzt in Deutschland. Im Vorgespräch war es mir zunächst peinlich, meinen Wunsch zu äußern, da ich nicht wusste, ob dieser Arzt auch solche ästhetischen Korrekturen durchführte. (Später stellte sich heraus, dass er das tat.) Mein Freund lehnte meinen Plan ab. Er sagte, er finde mich aufregend, so wie er mich kenne, und ihm war unwohl bei dem Gedanken, ein fremder Mann würde an ’seinem‘ Allerheiligsten hantieren. Es verging etwas Zeit, und je älter ich wurde, desto freier und lustvoller lebte ich meine Sexualität aus. Ich mag meinen Körper, mit meinem Busen zum Beispiel bin ich sehr zufrieden. Die Intimoperation aber war für mich wichtig, und sie war ein Akt der Selbstbestimmung. Ich wollte sie, weil ich bemerkt hatte, dass beim Sex die kleinen Schamlippen öfter nach innen klappen. Das war unangenehm, und ich hatte das Gefühl, dass sie auch sehr viel Feuchtigkeit absorbierten. Außerdem wollte ich im Intimbereich lieber aussehen wie eine Tulpe als wie eine Orchidee. Um eine genaue Bildvorlage zu finden, habe ich mir verschiedene Pornomagazine besorgt und dann mit dem Arzt in mehreren Vorgesprächen über meine Vorstellungen gesprochen, über mögliche Risiken und meine Ängste, z. B. wie schmerzhaft die Operation und die Wundheilung sein würden. Er hat sich viel Zeit für mich genommen, und das war sehr wichtig, weil ich dadurch das Gefühl hatte, dass ich in guten Händen bin und er Erfahrung mit Intim-OPs hat.

Die Operation selbst dauerte zwei Stunden. Ich wurde nur örtlich betäubt. Der Arzt hat sehr sorgfältig die Schnittstelle eingezeichnet und dann die überstehenden Schamlippen um etwa einen halben Zentimeter mit dem Laser verkürzt. Dann wurden die Wundränder so ähnlich wie bei einem Rocksaum vernäht. Die ersten paar Tage hatte ich Schmerzen und ich durfte sechs Wochen lang keinen Geschlechtsverkehr haben. Nachdem die Fäden sich von selbst aufgelöst hatten, war alles sehr schön verheilt. Und mein Sex ist seit der Verkleinerung der Schamlippen noch besser geworden, weil ich mich jetzt in meinem Körper komplett wohl fühle. Würde ich es wieder machen? Jederzeit.“

Die wichtigsten Fragen rund um das Thema:

Warum lassen Frauen Intim. OPs durchführen?
„Manche Frauen klagen über Schmerzen beim Tragen enger Hosen“, so Dr. Stefan Grass, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie in München (www.plast-chirurgie.de). „Die Klientinnen wollen, dass die kleinen Schamlippen von den großen vollständig bedeckt werden, sie finden das hübscher, vor allem nach einer Intim-Rasur“, so Gress. Allerdings haben Frauen auch noch andere Motive: Psychologen glauben, dass immer mehr Frauen Schönheitsoperationen, ganz gleich welcher Art, durchführen lassen, weil sie es unbewusst genießen, von Arzt und Klinikpersonal umsorgt zu werden.

Wie viele Frauen machen das?
Offizielle Zahlen darüber gibt es noch keine. „Aber eine Intim-OP wird inzwischen häufiger als früher gewünscht“, sagt der Düsseldorfer Gynäkologe Dr. Theodor Craus. Der Münchner Chirurg Dr. Stefan Grass operiert bereits bis zu zehn Frauen im Monat, die Klientinnen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. Kosten des Eingriffs: 2000 bis 3000 Euro.

Welche Risiken gibt es?
„Bei falscher Korrektur können sich Narben bilden warnt der Gynäkologe Dr. Craus. Oder wichtige Nerven können durchtrennt werden. Die Folge: Frauen haben dann Schmerzen beim Sex oder fühlen künftig weniger. Eine Intim-OP sollte daher, wenn überhaupt, nur ein (erfahrener!) Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie durchführen. Denn plastische Chirurgen haben eine sechsjährige Facharztausbildung (dazu gehört u.a., dass sie Unfallopfer operieren). Ein Schönheitschirurg dagegen hat diese Qualifikation nicht unbedingt. „Wenn jemand sagt, er könne eine solche Operation in einer Stunde machen, sollte man misstrauisch werden“, so der plastische Chirurg Dr. Gress.

Was halten Männer davon?
Darüber gibt es noch keine Studie. Eine Glamour-Blitzumfrage unter 15 Männern ergab: Nur einer verstand, warum Frauen sich operieren lassen. 0-Ton Stefan: „Ich mag es eigentlich auch lieber aufgeräumt.“ Alle anderen antworteten sinngemäß: „Ich finde jeden Körperteil in jeder Form aufregend, wenn mir die ganze Frau gefällt.“