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Yaa Cool
19. März 2009

Von Petra Markgraf

Viele Frauen sind mit ihrem Intimbereich unzufrieden oder schämen sich sogar wegen ihrer Scham: Zu große oder zu kleine Schamlippen, üppige Venushügel oder sexuelle Empfindungsstörungen sind meist die Gründe dafür. YaaCool sprach mit dem Genitalchirurgie-Experten Prof. Stefan Gress, warum sich immer mehr Frauen für eine Intim-OP entscheiden. Seit über zehn Jahren ist der ärztliche Leiter der Sensualmedics® im Munich Medical Center, Europas größtem Zentrum für Genitalchirurgie, auf diesen sensiblen Bereich spezialisiert.

YaaCool: Professor Gress, stimmt es, dass sich immer mehr Frauen für eine Intim-OP entscheiden?
Prof. Stefan Gress, ärztlicher Leiter der Sensualmedics® im Munich Medical Center: Das ist richtig. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass Frauen heute sehr viel selbstständiger sind und nicht mehr die Bereitschaft haben, sich mit störenden Gegebenheiten abzufinden.

Welche Gründe haben Frauen, sich den Intimbereich chirurgisch verschönern zu lassen?
Prof. Stefan Gress: Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur. Viele Frauen fühlen sich zum Beispiel durch eine unschöne anatomische Form der Schamlippen beeinträchtigt, trauen sich häufig nicht mehr in die Sauna oder praktizieren Intimverkehr nur im Dunkeln. Dies belastet nicht selten die Partnerschaft, denn ein entspanntes Sexualleben ist dann für viele nicht mehr möglich. Aber auch Frauen, deren Vagina durch eine Geburt oder eine Erkrankung verändert ist, hegen den Wunsch nach einem intakten Intimbereich.

Also doch keine klassische Schönheitsoperation?
Prof. Stefan Gress: Nein, überhaupt nicht. Im Rahmen der Intimkorrektur geht es nicht darum, die viel zitierte „Designer-Vagina“ zu schaffen. So können zum Beispiel zu große Schamlippen Schmerzen beim Fahrradfahren, Reiten oder beim Intimverkehr bereiten – oder eine durch Geburt veränderte Vagina das Sexualempfinden stark beeinträchtigen. Deshalb ist das Ziel der Eingriffe, den psychisch und physisch stark belasteten Patientinnen die Voraussetzungen für ein natürliches Körpergefühl und ein unbeschwertes Sexualleben zu ermöglichen.

Welche Korrekturen im Schambereich sind am meisten gefragt?
Prof. Stefan Gress: Wenn genetisch oder alterungsbedingt eine Vergrößerung der Schamlippen vorliegt, ist deren Korrektur häufig gefragt. Betroffen können sowohl die inneren als auch die äußeren Labien sein. Auch die Verkleinerung des Venushügels, Klitoris-Korrekturen oder solche des sogenannten G-Punktes sind gewünscht – bis hin zu einer Scheidenverengung. Dieser Eingriff wird häufig bei Frauen durchgeführt, die nach der Geburt ein eingeschränktes Lustempfinden haben. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist aber auch die rekonstruktive Chirurgie. Frauen deren Intimbereich auf Grund von Tumoren oder Verletzungen nachhaltig geschädigt wurde, profitieren ebenfalls von unseren neuesten Erkenntnissen im Bereich der Intim-Chirurgie.

Was kann oder soll bei Ihren Patientinnen an den Schamlippen verändert werden?
Prof. Stefan Gress:
 Wie bereits erwähnt können zu große Schamlippen zu erheblichen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen führen. Bei einer Schamlippenkorrektur können einerseits die inneren oder äußeren Schamlippen reduziert werden. Das geschieht in der Regel mittels Radiowellen, einer besonders schonenden Schnitttechnik. Andererseits können erschlaffte oder zu schwach ausgeprägte äußere Schamlippen mit Eigenfett aufgebaut werden. Auch rekonstruktive Eingriffe nach misslungenen Voroperationen sind möglich. Alle Arten von Schamlippenoperationen können meist ambulant und unter Lokalanästhesie durchgeführt werden.

Und wann wird am Venushügel eingegriffen?
Prof. Stefan Gress: Es gibt Fettverteilungstörungen, die kaum auf Diäten oder Training ansprechen. Gerade am Schamhügel ist das häufig der Fall. Es stört viele Frauen, wenn sich der Schamhügel unter engen Kleidern, Hosen oder Bikinis abzeichnet. Eine gezielte und sorgfältige Fettabsaugung ist hierbei oft die einzige Lösung für dieses Problem.

Sie bieten auch eine Korrektur der Klitoris und Klitorisvorhaut an – wer beansprucht das?
Prof. Stefan Gress: Einige Frauen leiden unter einer Anomalie ihrer Klitoris. Das bedeutet, dass die Größe oder Form verändert sind. Die Ursache dafür liegt meist in hormonellen Einflüssen während der embryonalen Entwicklung. Klitoris bedeutet soviel wie „kleiner Hügel“ und sie ist bei den meisten Frauen sehr sensibel und für sexuelle Stimulation empfänglich. Hier enden 8.000 Nerven und wenn eine Fehlbildung vorliegt, kann dadurch das sexuelle Empfinden erheblich beeinträchtigt werden. Liegt eine Ausprägungsstörung vor, dann ist entweder die Klitoris selbst davon betroffen – meistens jedoch nur die Klitorisvorhaut (die Haut oberhalb und um die Klitoris). Die ist vergleichbar mit der Vorhaut eines Penis, denn die Anatomie der Klitoris entspricht der des männlichen Geschlechtsorgans.

Kommen wir zur Vaginalverengung durch Straffung der Vagina – wie funktioniert das und wer nimmt dieses Verfahren am häufigsten in Anspruch?
Prof. Stefan Gress: Eine Verjüngung der Vagina wird mittels Eigenfettbehandlung oder durch Gewebestraffung erreicht. Die meisten Patientinnen sind Mütter, die eine extreme Dehnung der Vagina nach einer oder mehreren vaginalen Geburten erfahren haben. Wenn Beckenbodentraining nicht zum erwünschten Erfolg führt, können unsere neuen chirurgischen Verfahren helfen, dass diese Frauen wieder ein erfülltes Sexualleben haben. Die Scheide wird praktisch „verjüngt“ und wieder straff und anschmiegsam. Durch Eigenfettbehandlung und/oder Gewebestraffung können wir die Vagina verengen und damit das Lustempfinden der Frauen wieder verstärken. Viele Patientinnen wollen sich nicht mehr damit abfinden, dass durch den Geburtsprozess das Sexualleben keine Freude mehr bereitet. So berichteten einige Patientinnen, dass sich nach der Geburt der Kinder das Empfindungsvermögen beim Sex stark verändert hat. Sie wollen wieder ein lustvolles Leben führen und nicht wie ihre Mütter damals nach strapaziösen Geburten auf Lust und Liebe für immer verzichten. Allerdings ist ein solcher Eingriff erst dann sinnvoll, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht.

Wird die Vagina dadurch nicht zu statisch?
Prof. Stefan Gress: Nein. Die Vagina wird verengt, bleibt aber elastisch und anpassungsfähig. Auch weitere Geburten sind nach diesem Eingriff möglich, können aber natürlich die Vagina wieder ausweiten. Geburten haben ja auch noch andere Auswirkungen auf den Körper der Frau, wie schlaffer Unterbauch, Hängebusen, Narben, Beckenbodenschwäche und Fettverteilungstörungen. Frauen haben mir erzählt, dass Sie Ihren Körper regelrecht als „fremd“ empfunden haben.

Können diese Auswirkungen auch korrigiert weden?
Prof. Stefan Gress: Alle diese Veränderungen können sogar in einem einzigen Eingriff zusammengefasst werden, sodass der Körper und das Empfinden fast wieder so ist wie vor der Geburt. Auch eine Inkontinenz, die oft nach Geburten auftritt, kann hierbei durch eine Beckenbodenstraffung behoben werden.
Sie intensivieren auch den G-Punkt, dessen Existenz kürzlich wissenschaftlich belegt wurde.

Wie kann der Gipfel der Lust geformt werden?
Prof. Stefan Gress: Der G-Punkt ist ja eigentlich kein Punkt, sondern eine Region in der weiblichen Vagina – etwa von der Größe einer 2-Euro-Münze. Er weist eine vollkommen andere Struktur auf als das umliegende Gewebe – für erfahrene Untersucher ist das klar zu erkennen. Das Prinzip dieses Eingriffs ist, dieses Gebiet durch Eigenfett oder durch Hyaluronsäure so zu unterfüttern, dass sich dieses Areal in die Vagina auswölbt und leichter zur Stimulation erreichbar wird. Dadurch wird bei vielen Frauen die Stimulations- und Orgasmusfähigkeit verbessert.

Ist eine Intim-OP gefährlich?
Prof. Stefan Gress: Von einem kompetenten und erfahrenen Facharzt ausgeführt sind diese Eingriffe relativ risikoarm. Auch Langzeitkomplikationen treten nur ganz selten auf. Was jedoch für jeden medizinischen Eingriff gilt, ist auch für diesen Fall ratsam: Frauen, die sich für einen solchen Eingriff entscheiden, sollten sich unbedingt an einen Facharzt wenden, der in diesem sehr speziellen Operationsgebiet über viel Erfahrung verfügt und diese Eingriffe häufig durchführt.

Wie hoch sind die Kosten für einen Eingriff im Schambereich und tragen die gesetzlichen Krankenkassen diese?
Prof. Stefan Gress: Schamlippenkorrekturen kosten ab circa 2.000 Euro, Vaginalverengungen ab circa 2.500 Euro und G-Punkt-Injektionen ab 1.200 Euro. Die Kosten sind abhängig von den individuellen Voraussetzungen und die sind natürlich bei den einzelnen Patientinnen unterschiedlich.
Ich kann nicht für alle 200 deutschen Krankenkassen sprechen, aber im Allgemeinen verhalten sich die Kassen ziemlich restriktiv.

Was raten Sie Frauen, die eine Intim-OP vornehmen lassen möchten?
Prof. Stefan Gress: Jede Frau, die Ihren Intimbereich als belastend empfindet und eine Veränderung wünscht, sollte einen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie oder Gynäkologie aufsuchen. Sie sollte nachfragen, wie oft er diese Eingriffe schon durchgeführt hat. Dieser wird seine Patientin im Beratungsgespräch und der Voruntersuchung über den Verlauf der Behandlung sowie über die möglichen Risiken aufklären und alle bestehenden Fragen zum genitalchirurgischen Eingriff optimal und ausführlich beantworten.