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Vaginal-Korrekturen und G-Spot-Vergrößerungen sind der letzte Hype der Chirurgie

InStyle
Ausgabe 12/200
8

von Margit Rüdiger

Schon mal was von Designer-Vagina und G-Spot-Vergrößerung gehört? Kein Witz. Während sich ästhetische Chirurgen bisher damit beschäftigten, Nasen zu korrigieren, Brüste zu vergrößern und Hüftspeck zu reduzieren, werden jetzt immer öfter auch die intimsten Körperregionen verschönert. Wie, Sie wussten gar nicht, dass sich „da unten“ was verbessern lässt? Dr. David Matlock aus West Hollywood ist einer der Pioniere auf diesem Gebiet, was ihm bereits die Bezeichnung „Picasso der Vagina“ eingebracht hat und ihn zum Multimillionär machte. Patientinnen aus mehr als 30 Ländern stürmen jede Woche sein Laser Vaginal Rejuvenation Institute of Los Angeles und lassen mitunter bis zu 50.000 Euro da. Auch bei uns macht sich der Trend zur Perfektion der weiblichen Intimzone bemerkbar. Schamlippen werden verkleinert, am Venushügel Fett abgesaugt, eine geweitete Vagina verengt oder der G-Spot vergrößert.

Jennifer Eysen war 38, als sie sich entschloss, das Detail ihres Körpers, das sie für absolut missraten hielt, korrigieren zu lassen: die inneren Schamlippen. „Sie waren zu lang. Das war beim Sporttreiben unangenehm. Ganz zu schweigen, dass es für mich ein ästhetisches Problem darstellte“, sagt die Computerfachfrau. Und weiter:   „Als ich mich dann zu einer Totelrasur im Intimbereich entschloss, wusste ich sicher: Die Dinger müssen weg.“ Dass Jennifers Problem die häufigste Motivation für eine Labienplastik ist, so der Fachausdruck, bestätigt auch der deutsche Vagina-Picasso Professor Dr. Stefan Gress, plastischer Chirurg in München. Seit Brazilian Waxing mitunter für komplette Nacktheit sorgt, wollen immer mehr Frauen die perfekte Optik einer geschlossenen Muschel. „Im Idealfall sollen Venushügel und Schamlippen so straff und symmetrisch aussehen wie bei einem jungen Mädchen“, erklärt Prof. Gress. Seit er vor sieben Jahren in einer TV-Sendung von einer Frau hörte, die sich „unten“ so hässlich fand, dass sie mit ihrem Ehemann immer nur im Dunkeln verkehrte, beschloss er, sich des Themas stärker anzunehmen und gründete sein Sensualmedics-Institut, wo sich Frauen informieren und behandeln lassen können. Mehr als 1000 hatte er in den letzten vier Jahren auf dem OP-Stuhl. Inzwischen führt er pro Monat 10 bis 20 dieser Spezialeingriffe durch. 60 Prozent davon sind Labienplastiken. Das Durchschnittsalter der Frauen 34. Anders als so mancher seiner Kollegen schneidet er unter lokaler Betäubung den Gewebeüberschuss nicht einfach ab. Zuerst wird alles vermessen und angezeichnet, dann reduziert er in einem wellenförmigen Verlauf das Zuviel an Haut. Das verwendete Radiochirurgiegerät arbeitet wie eine Art Laserskalpell – präzise und blutungsarm. Die Fäden lösen sich innerhalb der nächsten fünf Wochen von selbst auf.

So weit war auch bei Jennifer Eysen alles gut verlaufen. Ihr Gynäkologe hatte die OP an einem Donnerstag durchgeführt. Eine Stunde dauerte die Prozedur, und bereits am Montag saß Jennifer wieder an ihrem Schreibtisch. „Mit dem optischen Ergebnis war ich sehr zufrieden. Schmerzen hatte ich nie, aber leider hat sich ein Faden vorzeitig aufgelöst. Es entstand eine kleine offene Wunde, die sich nun von selbst schließen musste“ erinnert sie sich. Bis alles abgeheilt war, vergingen fünf Wochen. Während dieser Zeit konnte sie schlecht sitzen und gar nichts vertragen, was im Schritt scheuerte. „Gottlob war es Sommer, und ich trug immer ein Röckchen und keinen Slip. Im Büro thronte ich breitbeinig auf einem Schwangerschaftsreifen. Die Männer, mit denen ich zusammenarbeite, haben schon doof geguckt. Denen habe ich erzählt, ich hätte eine Hämorrhoidenoperation gehabt“ erzählt sie kichernd. Grundsätzlich sind die Risiken einer Labienverkürzung gering, vorausgesetzt man gerät an den richtigen Arzt. Aber wie findet man Dr. Right? „Wenn einer verspricht, er macht den Einriff auf die Schnelle und zum Low-Budget-Preis von vielleicht 700 Euro, sollte man auf der Stelle wieder gehen“, meint Prof. Gress. Mindestens 2 Stunden braucht ein routinierter Operateur wie er, denn jeder Millimeter muss stimmen, sonst verzieht sich die Haut hinterher. Zwischen 1500 Euro und 3500 kostet eine Labienplastik mit gleichzeitiger Absenkung der Klitoris. Schöner Nebeneffekt hier, ein erhöhter Lustgewinn.

Die Luststeigerung ist so enorm, dass sich beim Autofahren ein Orgasmus einstellt.

Der so genannte G-Shot ist der letzte Hype in den USA. Von Dr. Matlock wird er als Viagra für Frauen gerühmt und setzt in puncto Lustgewinn noch einen drauf. Während bei uns viele noch nicht mal wissen, wo sich der Stimulationspunkt überhaupt befindet. „Es ist eine eurostückgroße, sehr empfindsame Region etwa fünf Zentimeter vom Harnröhreneingang entfernt an der Vorderseite der Vagina“, erklärt Prof. Gress. Benannt ist der G-Punkt nach seinem Entdecker, dem deutschen Arzt Ernst Gräfenberg, der ihn bereits 1950 in einer wissenschaftlichen Abhandlung erwähnte. Jede Frau hat ihn, doch nicht immer ist er gleich sensibel. Eine Spritze mit 10 Milliliter eines Füllstoffes, wie er auch zum Aufpolstern von Falten im Gesicht verwendet wird, vergrößert die Region aufs Dreifache. Trotzdem funktioniert die G-Punkt-Intensivierung nicht bei jeder Frau. 70 Prozent haben den erwünschten Effekt, 30 Prozent spüren gar nichts. „Beim ersten Mal, sozusagen zum Ausprobieren, verwende ich für die Unterspritzung eigentlich immer Hyaluronsäure“, so Prof. Gress. Das ist mit 1200 Euro um einen Tausender billiger als eine Unterspritzung mit Eigenfett, aber es baut sich nach einem halben Jahr wieder ab. Eigenfett ist aufwendiger, weil es zuerst per Fettabsaugung aus der Knieinnenseite oder dem äußeren Oberschenkel entnommen werden muss. Allerdings gilt die Fettbehandlung plus eine Auffrischungsinjektion als dauerhaft. Dass die Luststeigerung so enorm ist, dass sich bereits beim Fahren mit dem Auto über ein Schlagloch der Orgasmus einstellt, wie eine Amerikanerin ihrem Arzt Dr. Matlock nach dem Eingriff jubelnd anvertraute, mag Prof. Gress jedoch nicht bestätigen. Trotzdem scheint die Erfolgsquote hoch zu sein, denn zwei bis drei Patientinnen kommen pro Woche, um sich eine Lustspritze setzen zu lassen. Ein anderer Wunsch, den Frauen äußern, ist „wieder so eng zu sein wie mit 18″. “ Zwei Finger breit misst die Vagina normalerweise“, sagt Prof. Gress. Doch nach mehreren Geburten oder großen Babys ist sie mitunter aufs Doppelte geweitet und beim Sex fehlt es an Reibung. Der Fachausdruck „Lost Penis Syndrom“ macht das Problem deutlich. Auch hier helfen 50 bis 100 Millimeter Fettinjektion, um die Vagina zu verengen. Nach einer Spritze im Genitalbereich darf man die Verjüngungskur allerdings nicht gleich testen. Eine Woche Enthaltsamkeit üben und vier Tage Antibiotika schlucken, verordnet der Arzt. So lange besteht die Gefahr einer Infektion und das Risiko, dass die Füllsubstanz wieder austritt.

Wie fast alle Frauen, die eine Intim-OP gewagt haben, ist auch Jenny Eysen darüber glücklich. Sie würde es wieder machen. Denn: „Meine Lust zu lieben hat sich um 100 Prozent gesteigert.“